Neben den Abiturienten, Gesamt-, Real- und Hauptschülern absolviert auch der Nachwuchs des Handwerks seine Abschlussprüfungen unter besonderen Bedingungen. Die schriftlichen Arbeiten haben die Auszubildenden in den Berufsschulen nun hinter sich gebracht – mit viel Abstand, den geltenden Hygienestandards und zum Teil auch mit Mund-Nasen-Schutz. Die Termine des praktischen Prüfungsteils sind noch bis Ende des Monats angesetzt. Insgesamt haben dann für den Prüfungszeitraum Sommer 2020 über 300 Abschlussprüfungen allein in der Verantwortung der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land bzw. der ihr angeschlossenen Handwerksinnungen stattgefunden. So kann sich die Region Lever-kusen, Rhein-Berg und Oberberg, wenn denn alle Prüfungen bestanden werden, auf über 300 Junghandwerker und neue Fachkräfte aus vielen verschiedenen Gewerken freuen - Tischler, Maler, Friseure, Bau, Dachdecker, Bäcker, Fleischer, Elektro, Metallbau, Sanitär sowie Kraftfahrzeug.
„Nur gemeinsam ist dieser Kraftakt und Organisationsaufwand gelungen“, berichtet der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, Marcus Otto. Die Hoheit der Abnahme des praktischen Teils der Gesellenprüfung obliegt der jeweiligen Handwerksinnung und wird von einer Prüfungskommission bestehend aus Lehrern, Arbeitgebervertretern (Handwerksmeistern) und Arbeitnehmern (Handwerksgesellen) abgenommen. Vor diesem Hintergrund ist auch der besondere Dank des Hauptgeschäftsführers an das Ehrenamt zu verstehen, denn aufgrund der Pandemie mussten deutlich mehr Prüfungstermine mit kleineren Gruppen geplant werden. „Gleich zu Beginn der Krise haben sich zahlreiche Prüfer bei uns gemeldet und ihre Unterstützung bei der Durchführung der Gesellenprüfungen angeboten. Am Wochenende oder in den Ferien prüfen sei gar kein Problem. Diese überdurchschnittliche Hilfsbereitschaft unseres Ehrenamtes ist überwältigend und nicht selbstverständlich!“, freut sich Marcus Otto. „Unser Ziel war und ist es, den jungen Menschen, trotz der Corona-bedingten Einschränkungen einen zeitnahen Berufsabschluss zu ermöglichen. Und dies ist uns erfolgreich gelungen.“
Für die Durchführung der praktischen Prüfungen sind komplexe Hygienepläne erstellt worden. Die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land hat desweiteren etwa 40 Prüfungsorte mit Mund-Nasen-Schutz-Masken, Visieren und Desinfektionsmittel ausgestattet.
Zwei Beispiele der praktischen Prüfungen
Derzeit arbeiten die Tischler-Auszubildenden mit Hochdruck an ihren Gesellenstücken, die bis Mittwoch, 17. Juni 2020, fertig sein müssen. Jetzt legen sie letzte Hand an ihr Sideboard, ihren Sekretär oder ein anderes Möbelstück, das als Abschlussarbeit selbst geplant und gebaut werden muss. Für die Abnahme dieser Arbeit begutachtet eine Prüfungskommission unter anderem in einem Rundgang die Werke. Aus diesem Grund müssen die Abschlussarbeiten in einer großen Halle mit genügend Abstand aufgebaut werden, so dass eine Abnahme mit Abstand ermöglicht werden kann.
Für den praktischen Prüfungsteil der Friseure gelten bei der Kreishandwerkerschaft die umfangreichsten Regeln. Die Prüfungsvorgaben orientieren sich an den geltenden Regeln der Friseursalons. So bekommen die Modelle beispielsweise am Prüfungsort vor Beginn der Prüfungsarbeit zunächst die Haare gewaschen. Außerdem tragen die Prüflinge bei allen Nassarbeiten Einmalhandschuhe. Der Prüfungsteil „Make-up“ kann darüber hinaus aufgrund der erhöhten Ansteckungsgefahr während der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden.
„Das Positive an diesen Einschränkungen ist jedoch, der Bezug zum tatsächlichen Berufsalltag“, erläutert der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, Marcus Otto. „Es zeigt sich selbst während der Pandemie, wie nah wir mit den Prüfungen an der Realität sind.“
Der Vollständigkeit halber: Neben den Abschlussprüfungen finden während der Coronakrise über 350 weitere Prüfungen in der Handwerks-Ausbildung in Oberberg, Rhein-Berg und Leverkusen statt. Im Zuständigkeitsbereich der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land sind demnach insgesamt knapp 700 Prüfungen durchgeführt worden.